Sex gegen Geld?

Eine radikalfeministische Kritik der Prostitution

Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit, da schimpften sie Feministinnen prüde und frigide, wenn sie dem Sex, den sie nicht erfüllend fanden, entsagten. Das waren vor allem Männer. Heute kommt dieser Vorwurf auch von Frauen, die sich absurderweise Feministinnen nennen und ihre Sex-Positivität hervorheben – dann müssen die anderen ja sex-negativ sein. Alter Wein in neuen Schläuchen. In der Regel geht es um das Thema Prostitution, wenn diese Begriffe fallen. Prosti… äh Sexarbeit heißt es heutzutage politisch korrekt ohne moralischen Fingerzeig, sei eine „sex-positive“ Sache. Dann sollten wir vielleicht das Wort Sex definieren: Heißt das, zwei Menschen haben Bock auf einander und beide kommen auf ihre Kosten – im Sinne sexueller Befriedigung, nicht im monetären Sinne? Oder bedeutet Sex, dass Sexualität zur käuflichen Ware wird, die mehrheitlich Männer kaufen und Frauen verkaufen, bei der es um die sexuellen Wünsche des Zahlenden geht, während die Bezahlte ein Theater sexueller Lust vorspielt? Was an letzterem „positiv“ sein soll – außer vielleicht der Test auf mittlerweile antibiotikaresistente Gonokokken oder das HI-Virus –, erschließt sich uns nicht.

Prostitution als sexistischer Grundpfeiler des Patriarchats

Bei keiner anderen gewerblichen Tätigkeit gehören Geschlechtskrankheiten und Schwangerschaften bzw. Abtreibungen zum Berufsrisiko. Es gibt auch keine andere berufliche Tätigkeit – von Medikamententestern abgesehen –, die im Körper stattfindet, die ein derart einseitiges Geschlechterverhältnis zwischen Kundschaft und Anbietenden aufweist oder die Menschenhändlern Multimilliardengewinne beschert. Gibt es irgendwelche anderen Berufstätigen, deren Biographien derart gesäumt sind von Gewalterfahrungen und für die Drogenmissbrauch eine Grundvoraussetzung zur Berufsausübung darstellt? – Soldaten nach Kriegseinsätzen vielleicht. Und was sagt es uns, wenn in Militärstützpunkten als erstes eine Sex-Infrastruktur für die Soldaten eingerichtet wird? – Der (Ver-)Kauf der Sexualität, des intimen Kerns eines Menschen, ist das Gegenteil von „positivem“ Sex: Es ist die Benutzung eines fremden Körpers zur eigenen Befriedigung, eine bezahlte Vergewaltigung – der Gipfel des Kapitalismus, das Fundament des Patriarchats. Prostitution macht Frauen zu Huren und Heiligen, Männer zu triebgesteuerten Vergewaltigern ohne Kontrolle über sich – sie entmenschlicht. Egal, welchen Namen man ihr gibt.

Liberalfeminismus als Gehilfe der Sex-Industrie

Dass ausgerechnet Gruppierungen, die sich selbst als links und feministisch verstehen, den Begriff ‚Sexarbeit‘, eine Erfindung der Sex-Industrie, die „die Scheiße adeln“ soll (zitiert nach Ellen Templin), so kritiklos in diesem Verständnis übernehmen, macht uns staunen: Hurra, nun darf auch noch ganz offiziell und rechtmäßig die Sexualität dem Arbeits- und Kapitalmarkt zum Fraß vorgeworfen werden! Als wäre Arbeit nicht Lohnsklaverei, hier kombiniert mit sexueller Ausbeutung. Und als wären Sklaverei und Ausbeutung nicht etwas, das abgeschafft gehört. Wenn dann auch noch Anarchas in diesen sex-positiven Beruf-wie-jeder-andere-Jubel-Kanon einstimmen, sind wir vollends in Absurdistan angekommen.

Nordisches Modell - Sexkaufverbot

Wie wir an anderer Stelle schrieben, sind Reformen für uns ein Herumdoktern an einem kranken System. Dazu gehört auch das gesetzliche Sexkaufverbot – es ist ein Appell an einen Staat, der selber die Voraussetzungen dafür schafft, dass Jungen zu Freiern und Mädchen zu Prostituierten werden. Da ist es eine Farce, ihn hinterher zu bitten, die Fäkalsuppe auszulöffeln, die er selber wissent- und willentlich fabriziert hat. Besser wär’s, dieser Dreck wäre gar nicht erst entstanden. Nichts desto trotz sehen wir den bewusstseinswandelnden Einfluss dieses Verbotes auf die Gesellschaft, insbesondere die nachfolgenden Generationen: In Schweden, dem Mutterland des Sexkaufverbotes, lernen Jungen, dass nur Schlappschwänze es nötig haben, sich Sex zu kaufen. Und Menschenhändlern wird es unbequem, sie verziehen sich. Da die Revolution zur Zeit noch nicht in Sicht ist, müssen wir uns wohl oder übel vorerst mit dieser Form der Schadensbegrenzung und Umerziehung aufhalten. Insofern halten wir systemintern betrachtet ein Sexkaufverbot für unbedingt notwendig, schlägt es doch ein Stückweit das Patriarchat mit seinen eigenen Waffen.

P.S. Wir schließen in die Prostitution ihre gefilmte Version, die Pornographie, mit ein. Auch die Ehe ist in ihrem Ursprung ein prostitutives Verhältnis und wird vielen Frauen immer noch zum Verhängnis.

Hört und lest, was Aussteigerinnen sagen:

Lest auch unseren offenen Brief: https://dieschoenenrosen.blog/2019/01/24/untervoegelt-oder-unterbelichtet/

Lest in Freier-Foren, wie menschenverachtend sie über Prostituierte reden, welche Gewalt sie schildern. Folgende Seite sammelt ein „best of“ (Achtung: hoher Ekelfaktor): Die unsichtbaren Männer

2 Kommentare zu „Sex gegen Geld?

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