Geschichten aus dem Patriarchat zu Corona-Zeiten, Teil 11-14

Teil 11 – Auf dem Marktplatz I

Sie steht auf dem Marktplatz in einer kleinen Gruppe und unterhält sich. Nur wenige Schritte von ihnen entfernt eng sitzende Menschen, die sich an der Sonne und der Wiedereröffnung der Gastronomie erfreuen. Die Polizei, dein Freund und Helfer, will das nicht. Drei bis an die Zähne bewaffnete Polizisten nähern sich der Gruppe. Sie sollen sich auflösen, den Platz verlassen wegen Verstoßes gegen Abstandsregeln, die für die Polizei und die Gastronomie-Besucher hingegen nicht gelten. Diskussionen folgen. Während sie noch – die Indoktrination sitzt tief – naiverweise darauf hofft, Polizisten nicht als befehlsausführende Roboter, sondern als Menschen mit Gewissen und Mut zur Zivilcourage erreichen zu können und ihnen eine Predigt über Grundgesetz, Freiheit und Widerstandsrecht hält, reicht’s ihrer Freundin schon lange mit der Polizei, spätestens seit sie bei G20 von ihnen in Lebensgefahr gebracht wurde. Sie provoziert verbal mit einer einladenden Geste. Ein junger Blonder lässt sich gerne darauf ein, scheint richtig heiß auf Krawall zu sein, greift nach ihrem Handgelenk. Dickie, der Chef, pfeift ihn zurück, erteilt Platzverweise, an die sich aber niemand hält. „Ich hasse Menschen“, wendet er sich mit seinen Jünglingen ab, um für diesen widerspenstigen Mob Verstärkung zu rufen. Für eine Handvoll untrainierter, zierlicher Weiber und einiger Rentner leistet sich der Staat gerne ein Polizei-Großaufgebot.

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Geschichten aus dem Patriarchat zu Corona-Zeiten, Teil 5-10

Teil 5 – In der Obst- und Gemüseabteilung

Sie steht in der Obst- und Gemüseabteilung und nicht weit von ihr entfernt, ist ein junges Paar, beide mit FFP2-Maskengesicht. Sie beobachtet, denn sie schaut Menschen tatsächlich noch an, auch wenn diese keine Notiz von ihr nehmen, als sei sie unsichtbar oder als würden die Menschen denken, selbst unsichtbar zu sein. Sie reagieren, sie merken einfach nicht mehr, als hätten sie zusätzlich noch Scheuklappen aufgesetzt, dabei steht sie doch in direkter Linie frontal zu ihnen, drei Meter entfernt. „Geschichten aus dem Patriarchat zu Corona-Zeiten, Teil 5-10“ weiterlesen

Geschichten aus dem Patriarchat zu Corona-Zeiten, Teil 2 – 4

Teil 2 – Im Naherholungsgebiet

Welch ein schöner lauwarmer Sommerabend, dachte sie sich. Der durchgängig bewölkte Himmel brachte etwas Abkühlung; die Luft angenehm frisch und klar, nicht schwül. Es zog sie hinaus, eine kleine Runde mit dem Rad drehen, die Alltags- und zusätzlichen C-Sorgen für kurze Zeit vergessen. Vielleicht würde sie Glück haben und im Büchertauschschrank im Parzellengebiet wieder einen glücklichen Fund machen. Der graublaue Himmel setzte sich so schön von den sattgrünen Pflanzen ab, die noch keine Zeichen von Vertrockung aufwiesen, ließ das Grün noch stärker leuchten. Dazwischen bunte Farbkleckse irgendwelcher Blüten. Ein wohliges Gefühl erfüllte ihren Körper. Im Bücherschrank diesmal kein Glück, dafür aber eine glückliche Zusammenkunft mit einer Katze, die sich bereitwillig streicheln ließ. Dazu noch ein paar frühreife Brombeeren naschen. Das Leben kann so unbeschwert sein. „Geschichten aus dem Patriarchat zu Corona-Zeiten, Teil 2 – 4“ weiterlesen

Wie konnte es zur „Corona-Krise“ kommen?

Eine anarchafeministische Kritik am Feminismus und an der Linken

Liebe Feministinnen, liebe Links-Verortete,

muss man Hellseherin sein, um zu erahnen, dass wir uns in einem Epochenwechsel befinden? Dass der Kapitalismus seit 2008 zu Ende ist? Damals, als Merkel und Steinbrück uns kreidebleich baten, unser mühsam Erspartes bitte bei den Banken zu lassen – das Geld sei sicher. Das war es natürlich nicht und ihnen ging der Arsch auf Grundeis. Der klinisch tote Patient wird seitdem künstlich am Leben gehalten. Niemandem dürften die immer niedrigeren Zinsen, die immer höheren Bankgebühren oder die brutale Sparpolitik vor allem in Griechenland entgangen sein. Dass hier etwas im Argen liegt, ist auch für Laien offensichtlich. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Finanzblase platzt, und die Reichen und Schönen sich zu ihrem Machterhalt ein neues Spiel für uns überlegen. Das ist nicht unser „Geschwurbel“, sondern u.a. das von Klaus Schwab. Und selbst der Desinteressiertesten sollte aufgefallen sein, dass die repräsentative Demokratie, die angeblich fortschrittlichste Form des Zusammenlebens, am Ende ist; dass ein Parteiensystem sich selbst den Totenschein ausstellt, wenn sich alle – und das über Monate – einig sind, es keine Opposition mehr gibt. „Wie konnte es zur „Corona-Krise“ kommen?“ weiterlesen

Geschichten aus dem Patriarchat zu Corona-Zeiten, Teil 1

Teil 1 – In der Bäckerei

Sonntagmorgen, Corona-Zeitalter, lange Schlange vor dem Bäcker bis über die quer einmündende Seitenstraße hinaus. Eine Radfahrerin nähert sich in gemählichem Tempo, klingelt, möchte durch zur Kreuzung. Die Menschen machen Platz, bis auf ein Vater-Sohn-Pärchen: Vaddern weicht jovial einen kleinen Schritt nach hinten aus, der Lütsche etwas überfordert mit der Situation springt erst nach hinten, dann nach vorne. Die Radfahrerin passiert ihn dennoch, verliert kein böses Wort, fährt einfach ruhig weiter. So weit, so unspektakulär. Doch so manch sensible Machoseele kann solch ein nichtiger Vorgang aus der Bahn werfen. Monsieur fühlte sich bemüßigt, der Dame noch belehrende, unschöne Sachen hinterherzurufen: Warum sie nicht bremsen und absteigen würde für SEIN Kind? Sich dabei umschauend und bestätigenden Blickkontakt zu anderen suchend. Dass er so etwas ihrem Kind wünsche. Dass er das nächste Mal, wenn er mit dem Auto führe, für ihr Kind auch nicht bremsen würde. (Es gibt ja auch gar keinen Unterschied zwischen einer gemählich tuckernden Radfahrerin und einem tonnenschweren Auto…) Ja, ja der treusorgende Vater – so treusorgend, dass er es nicht hinbekommt, seinem verunsicherten Sohn, der mitten auf der Fahrbahn steht, im richtigen Moment die richtigen Verhaltensanweisungen zu geben. Andere müssen aufpassen und ausweichen, er natürlich nicht. „Geschichten aus dem Patriarchat zu Corona-Zeiten, Teil 1“ weiterlesen

Corona und die große Panik – eine anarchafeministische Bestandsaufnahme

Warum die Corona-Krise ein patriarchales, weniger ein medizinisches Problem ist

Eines gleich vorweg: Wir verhöhnen weder Kranke oder Tote, noch leugnen wir mutierte Viren. Wir stellen jedoch die uns so suggerierte vermeintlich hohe Gefährlichkeit von SARS-CoV-2 in Frage und die daraus erfolgten massiven Freiheitsbeschränkungen sowieso. Und wir wundern uns vor allem, wie leichtfertig ansonsten scharfsinnige, kritische, kluge Frauen und andere Menschen in einer ihnen unheimlichen Situation, auf unbekanntem Terrain auf altbewährte patriarchale Herrschaftsmuster hereinfallen. „Corona und die große Panik – eine anarchafeministische Bestandsaufnahme“ weiterlesen

Parlamentarische Demokratie als patriarchaler Rohrkrepierer

Das große Geheuchel der „bürgerlichen Mitte“-Parteien über die Thüringer Ministerpräsidentenwahl oder warum Feministinnen Macht ablehnen müssen

Herr Kemmerich von der FDP lässt sich mit freundlicher Unterstützung der AfD zum Thüringischen Ministerpräsidenten wählen – so weit so demokratisch. Das Geschrei der Gralshüter der Demokratie ist groß. Wie sie sich alle echauffieren, die Kevin Kühnerts, die AKKs, die Göring-Eckardts – die anständigen, wahren Demokratinnen! Von Tabu- und Dammbruch ist die Rede. Vertrauensfragen werden gestellt, Blumensträuße fliegen auf den Boden. Die Aufregung geht weiter: Kemmerich will trotz Shitstorms nicht sofort zurücktreten, menno. Aber warum sollte er auch? Wurde er etwa nicht ganz rechtmäßig mithilfe der zweit- und drittstärksten Parteien in sein Amt befördert? Wo wurde denn hier gegen die ach so fortschrittlichen demokratischen Regeln verstoßen? Oder gilt Demokratie immer nur dann, wenn einem das Ergebnis passt?

Parlamentarismus heißt Macht

Seien wir doch mal ehrlich: Das eigentliche Problem ist nicht, dass sich ein Hardcore-Liberaler mithilfe von Neo-Faschisten zum Ministerpräsidenten wählen lässt. Das echte Problem beginnt viel früher, sitzt viel tiefer und heißt Macht. „Parlamentarische Demokratie als patriarchaler Rohrkrepierer“ weiterlesen

Offener Brief an Wladimir Kaminer

Priwet Gaspadin Kaminer,

Sie enttäuschen uns. Kannten wir Sie bisher – wenn auch nur oberflächlich – als aufmerksamen Beobachter skurriler, menschlicher Eigentümlichkeiten, nie verächtlich spottend, sondern immer mit einem Augenzwinkern, nicht auf Streit aus, sondern auf Verständigung. Ein sympathischer Wesenszug von Ihnen, denn bei all dem Grauen in der Welt sollte man doch seine Fröhlichkeit und den Blick auf Heiteres nicht verlieren und mit anderen teilen. Unser Bild von Ihnen wendete sich schlagartig beim Lesen von „Liebe auf Französisch“ in Ihrem aktuellen Erzählband „Liebeserklärungen“, strotzt diese Erzählung doch nur so vor Altherrenwitz, Zynismus und Gewaltumdeutung. Dass Sie in Ihrer Einleitung das russische Propaganda-Verbot homosexueller Handlungen, was ganz klar Homosexuelle diskriminiert, gleichsetzen mit dem hiesigen, wenn durchaus geheuchelten, Verbot der Sodomie, was Gewalt an Tieren wenigstens ein bißchen Einhalt gebietet, nämlich als staatliche Moralkeulen, darüber wollen wir mal großzügig hinwegsehen. „Offener Brief an Wladimir Kaminer“ weiterlesen

Politikerinnen sind Patriarchatsgehilfinnen

Feministisch-anarchistischer Aufruf zum Wahlboykott – Teil 2

Liebe gescheite Frauen, emanzipierte Männer, solidarische Intersexuelle,

es stehen Wahlen bevor. Als Anarchafeministinnen sind wir selbstverständlich dagegen. Warum? Weil Macht immer und alle korrumpiert. Frauen sind da keine Ausnahme, wie uns folgende Beispiele zeigen werden. Die Losung, Männer auf mächtigen Posten gegen Frauen auszutauschen in der Annahme, dann würde alles gut, hat sich als gewaltiger feministischer Irrtum erwiesen. Um gleich unseren Kritikerinnen den Wind aus den Segeln zu nehmen: Wir präsentieren Euch diese Beispiele nicht, weil wir Nestbeschmutzerinnen oder Antifeministinnen sind, sondern um der Lebenslüge des Mainstream-Feminismus, Macht müsse nur gleich verteilt werden, Einhalt zu gebieten und die Blindheit zu entlarven gegenüber der Tatsache, dass Staaten hierarchisch-patriarchale Konstrukte und deshalb von feministischer Seite zu bekämpfen sind, nicht paritätisch zu besetzen oder zu reparieren.

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